Welche Rollen spielen die “guten, alten” Leberwerte in der MPU?

Einige Werte, die man bei einem Blutbild beim Hausarzt machen kann, können eine Hinweis für einen Alkoholkonsum geben, diesen jedoch nicht beweisen. Daher sind die Leberwerte beim Hausarzt in der Regel nicht ausreichend, um in der MPU als Nachweis zu gelten.

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Voraussichtliche Lesedauer: 4 Minuten

CDT (Carbohydrate Deficient Transferrin)

CDT ist ein spezifischer Biomarker zur Erkennung von chronischem Alkoholkonsum über einen längeren Zeitraum hinweg (in der Regel mehr als 60 g Alkohol pro Tag über mindestens zwei Wochen). Im Gegensatz zu den anderen genannten Werten wird CDT weniger durch andere Erkrankungen beeinflusst und gilt daher als relativ spezifisch für Alkoholmissbrauchserkennung. Ein erhöhter CDT-Wert deutet darauf hin, dass die Struktur des Transferrinproteins durch chronischen Alkoholkonsum verändert wurde. Dennoch gibt es auch hier Ausnahmen; genetische Variationen oder seltene Erkrankungen können ebenfalls Einfluss auf CDT haben. Daher sollte auch dieser Wert im Rahmen einer umfassenden klinischen Bewertung interpretiert werden.

Gamma-GT

GGT ist ein Enzym, das vor allem in der Leber und den Gallengängen vorkommt und am Glutathionstoffwechsel beteiligt ist. Erhöhte GGT-Werte sind häufig mit Alkoholmissbrauch assoziiert, da Alkohol die Produktion dieses Enzyms stimuliert. Allerdings können auch andere Faktoren wie Medikamente, Diabetes oder Herzinsuffizienz zu erhöhten GGT-Werten führen. Daher sollte ein erhöhter GGT-Wert immer im Kontext anderer klinischer Informationen betrachtet werden. Ein isolierter GGT-Anstieg ohne andere Symptome oder Laborveränderungen ist nicht ausreichend für eine Diagnose von Alkoholmissbrauch.

GPT bzw. ALT (Alanin-Aminotransferase)

ALT ist ein Enzym, das hauptsächlich in den Leberzellen vorkommt. Es spielt eine wichtige Rolle im Aminosäurestoffwechsel. Wenn die Leberzellen geschädigt sind, wird ALT ins Blut freigesetzt, was zu erhöhten Werten führt. Erhöhte ALT-Werte können auf akute oder chronische Leberschäden hinweisen, wie sie bei Hepatitis oder Fettlebererkrankungen auftreten. Allerdings können auch andere Faktoren wie bestimmte Medikamente oder intensive körperliche Anstrengung die ALT-Werte beeinflussen.

Alkalische Phosphatase (ALP)

ALP ist ein Enzym, das in vielen Geweben des Körpers vorkommt, insbesondere in der Leber, den Knochen und den Gallengängen. Erhöhte ALP-Werte können auf eine Blockade der Gallenwege oder Knochenerkrankungen hinweisen. Bei Kindern und Jugendlichen sind erhöhte Werte oft normal aufgrund des Wachstumsprozesses der Knochen. In Kombination mit anderen Tests kann ALP helfen, zwischen Leber- und Knochenerkrankungen zu unterscheiden. Auch hier sind erhöhte Werte nicht spezifisch für Alkoholmissbrauch.

AST oder GOT (Aspartat-Aminotransferase):

AST ist ein weiteres Enzym, das in der Leber sowie in Herz-, Muskel- und Nierengewebe vorkommt. Ähnlich wie bei ALT deuten erhöhte AST-Werte auf Zellschäden hin, jedoch nicht nur in der Leber. Ein erhöhter AST-Wert kann auch durch Herzinfarkte oder Muskelerkrankungen verursacht werden. Das Verhältnis von AST zu ALT kann zusätzliche Hinweise auf die Art der Leberschädigung geben; ein höheres Verhältnis könnte beispielsweise auf alkoholbedingte Leberschäden hindeuten. Dennoch ist AST allein kein spezifischer Indikator für Alkoholmissbrauch.

Die Beurteilungskriterien für Fahreignung (BK 4) geben ein sehr genauen Kontext an, wann diese Werte in der MPU eine gewisse Rolle spielen könnten. Indirekte Alkoholkonsum-Marker wie GGT und CDT, können “unterstützend berücksichtigt” werden, sofern “erhöhte Befundwerte aus einer Trinkphase bekannt sind [..] und dies sich normalisiert haben” (BK4, S. 94). Hierdurch wird die individuelle Sensitivität dieser sonst nicht hinreichend sensitiven Nachweise für den Individualfall belegt.

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